Aus dem gegebenen, traurigen Anlass möchte ich jetzt doch endlich meine Gedanken zur Killerspiele-Diskussion beitragen. Es war ja nicht verwunderlich, dass keine 12 Stunden nach dem Amoklauf im Fernsehen die ersten Experten-Runden sich über dieses Thema ausliesen, zu einem Zeitpunkt bei dem noch nicht mal klar war ob überhaupt, und ja wieviel und welche Spiele konsumiert wurden. Die entsprechende Runde bei Hart aber Fair fand ich persönlich tatsächlich erstaunlich fair und demnach auch im positiven Sinne sehenswert. Vor allem der Reporter Tom Westerholt hat mir sehr gut gefallen, da mit ihm endlich einmal ein kompetenter Verteidiger der Spielerszene eingeladen wurde, der vernünftig und schlüssig argumentierte. Das ist ja leider vor allem bei Sendungen des ZDFs (Frontal 21) nicht annähernd der Fall. Dort hat man immer das Gefühl, die schlimmsten zur Verfügung stehenden Chaoten der Szene herauszupicken, um seiner eigenen Meinung Nachdruck zu verleihen. So hart es klingen mag, so etwas fällt für mich eindeutig in die Kategorie „Bild-Journalismus“.
Es gibt jedoch ein paar Anmerkungen, die ich zur Sendung Hart aber Fair loswerden möchte, die dort nicht angesprochen wurden:
Zum einen fand ich die Fragestellungen an den 17-jährigen Schülersprecher übertrieben kompliziert. Man hätte diese durchaus auch mit gleichem Inhalt in einer Weise stellen können, die zu flüssigeren Antworten geführt hätten, vor allem da ich nicht glaube, dass man sich auf die Fragen im vorhinein vorbereiten konnte.
Weit schlimmer / erschreckender fand ich die Beschreibung eines Spiels, bei dem man für das erschießen von Flüchtlingen / Zivilisten Punke erhält. Der Name des Spiel wurde nicht genannt. Über ein derartiges Spiel (welches mir absolut unbekannt ist) zu diskutieren ist jedoch absolut hinfällig, da dies, sollte die Beschreibung zutreffen, mit 100%iger Sicherheit in Deutschland ohnehin indiziert ist. Und sollte dies nicht der Fall sein, dann kann man ohnehin die gesamte Alterskontrolle in die Tonne kloppen.
Der zentrale Punkt, der in allen Diskussionen meiner Ansicht nach vorkommen sollte ist folgender:
Deutschland hat neben Japan die schärfste Gesetztesregelung gegen Gewalt in Videospielen, dennoch ist unser Land jetzt auf einem traurigen zweiten Platz in der Weltrangliste der Amokläufe vorgerückt. Kann mir jemand den Zusammenhang erklären?
Ein weiteres gutes Video zu den zahlreichen, meiner Ansicht nach bewusst verfälschten Berichten über Killerspiele zeigt einige der zahllosen Fehler und Verfälschungen.
UPDATE:
Aufgrund der späten Stunde habe ich gestern einen wichtigen Punkt noch vergessen:
Es wurde festgestellt, dass es schlimmer ist, in einem Pc-Spiel auf eine Person zu schießen als das ganze im Film anzusehen. Über diesen Punkt lässt sich meiner Meinung nach jedoch durchaus streiten.
Zunächst mal ist es etwas volkommen anderes, ob man eine Maustaste drückt oder einen Abzug betätigt. Die Maus ist ein Gerät, welches tagtäglich von jedem PC- (und auch Mac-!) User für alle möglichen Aufgaben und Anwendungen verwendet wird. Jeder von uns hat schon unzählige Male die Maustaste geklickt. Dagegen ist eine echte Waffe nur zu einem einzigen Zweck da – um anderen zu Schaden zuzufügen (ich rede hier nicht von Sportschützen, obwohl das für mich bedenklicher ist als ein Spiel).
Zweitens ist auch ein Spiel mit heutiger Top-Grafik noch Welten von der Realität entfernt. Man richtet immer noch die Waffe in erster Linie gegen Pixel. In Filmen dagegen sieht man wie is wirklich aussehen könnte, Blut, Wunden, Leid. In keinem in Deutschland zugelassenen Spiel gibt es annähern so brutale Szenen wie z.B. im neuen Rambo-Film.
Drittens werden in Spielen nie Menschen um des Tötens Willen umgebracht. Vielmehr geht es darum, den eigenen Punktestand und den des Teams zu erhöhen. Jeder weis genau, dass man im Spiel keinen Schaden anrichten kann, und dass nächste Runde genau die selbe Person wieder vor einem steht, absolut unverletzt und allerhöchstens ein wenig in der Ehre verletzt.